Stader Tageblatt: So setzen sich Kitas für die Zukunft der Erde ein

Stader Tageblatt Samstag, 04.06.2022, 9:00 Uhr

Am Freitag war Umwelttag in allen 13 Kitas des evangelischen Kindertagesstättenverbands im Kreis Stade. Ein Besuch in der Kita in Hollern-Twielenfleth zeigt, was bei den jüngsten Umweltschützern an so einem Tag alles passieren kann.

Von Anping Richter
Morgens um halb neun ist der Fahrradparkplatz vor der Kita in Hollern-Twielenfleth so voll wie noch nie: Möglichst alle Kinder sollten heute mit dem Rad gebracht werden. Auch die letzten zwei verbliebenen Autoparkplätze vor der Tür sind für heute zu Fahrradparkplätzen geworden. Daneben haben Eltern einen Tisch aufgebaut, auf dem Stauden von der Stockrose bis zur Stachelbeere aufgebaut sind. Sie können untereinander getauscht werden. Daneben werden Wachstücher verkauft, statt Plastikfolie zum Frischhalten von Lebensmitteln. Erzieherin Birgit Schulz hat sie aus von den Eltern gespendeten, bunten Stoffresten selbst hergestellt. Elisabeth Salzburg-Reymann vom evangelischen Kindertagesstättenverband betreut alle 13 zugehörigen Kitas im Kreis Stade und hat erlebt, dass dort schon lange vor dem Umwelttag in Sachen Klima- und Naturschutz sehr viel passiert ist. Nur wussten sie nicht voneinander. Seit etwa einem Jahr ist das anders: In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe werden Ideen entwickelt und Anregungen weitergegeben. Daraus ist wiederum eine Menge entstanden. Der Umwelttag soll die Ergebnisse einmal geballt zeigen, auch den Eltern der insgesamt 900 Kinder in den 13 Kitas. Er regt auch zum weiteren Nachdenken an, wie ein Beispiel zeigt.
Nicht normgerechtes Obst und Gemüse für Kitas verwenden
Der Kita in Hollern-Twielenfleth hat ein Vater, der Obstbauer ist, zum Umwelttag eine große Apfelspende gebracht. Eine kleine Kiste steht zum Zugreifen im Garten: Die Äpfel sind wunderschön, aber zu groß für die EU-Norm und deshalb nicht zu verkaufen. „Das macht doch ganz deutlich, dass da ein Umdenken stattfinden muss“, sagt Kita-Leiter Ralf Wustmann. Nicht normgerechtes Obst und Gemüse in Kitas vor Ort zu verwenden, wäre ein guter Schritt, findet er. „Wir kommen durch den Umwelttag auch in einen tollen Austausch mit den Eltern“, sagt seine Kollegin Birgit Schulze, die das Umwelt-Projekt in der Kita leitet. Auch die Kirchengemeinde war dabei und hat für die Eltern in der Kirche Stationen zur Besinnung über Gottes Schöpfung und über die Dankbarkeit aufgebaut.
Beobachten und Staunen ist wichtig
Die Kita in Hollern-Twielenfleth hat schon viele Schritte hin zu einem nachhaltigeren und umweltbewussteren Leben gemacht. Auf dem Hügel im Garten steht eine Bank mit einem Schild: „Vorsicht, Erdwespen. Bitte nicht setzen!“ Was viele nicht wissen: Diese Erdwespen stechen nicht, erfüllen aber eine wichtige Funktion in der Natur, unter anderem in der Bestäubung, erklärt Birgit Schulz. Die Kinder beobachten gerne, wenn sie aus ihrem Loch kriechen. „Das Beobachten und Staunen ist sowieso das Wichtigste, damit fängt alles an“, sagt die Erzieherin. Genau beobachtet haben die Kinder auch, wie Samenkugeln gemacht werden: Pappe in kleine Stückchen reißen, einweichen, formen und dann mit Wildblumensamen bestreuen und trocknen, erklärt eines der Mädchen. Andere Kugeln bestehen aus Erde und Heilerde. Die Kinder werden einige im Garten verteilen. Zum Beispiel auf der Schmetterlingsweide, die gerade rund um das Spielhaus entsteht. Zwei kleine Schmetterlingsbäume, auch Sommerflieder genannt, sind schon gepflanzt. Im Sommer werden Schmetterlinge über den Blüten gaukeln. Die Kinder können auch Kugeln mit nach Hause nehmen und in einen Blumentopf pflanzen, in ihren eigenen Garten werfen – oder in den des Nachbarn.
Nachhaltige Entwicklung früh kennenlernen
Später am Tag werden die Hortkinder sich auf den Weg zum Strand machen und dort Müll sammeln. Auch in der Kita Regenbogenkinder in Estebrügge haben sich die Kinder mit Müll in Flüssen und Meeren beschäftigt und zu dem Thema ein Aquarium gebaut, berichtet Elisabeth Salzburg-Reymann. Es gehe darum, Kindern Räume zu bieten, damit sie sich damit beschäftigen können, welche Möglichkeiten sie haben, die Zukunft zu gestalten. Nachhaltige Entwicklung sei auch bildungspolitisch ein wichtiges Thema. Je früher, desto besser: „Wir wollen damit eine Saat für die Zukunft legen.“

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